Forum für Theater und digitale Transformation
Am 10. und 11. Juni 2022, Münchner Kammerspiele
Die Münchner Kammerspiele, das Staatstheater Augsburg und das theaternetzwerk.digital möchten mit dem ersten Forum für Theater und digitale Transformation Theaterschaffenden die Möglichkeit bieten, sich intensiv mit den Themen digitaler Bühnen, Methoden und der digitalen Transformation des Betriebes zu beschäftigen, Gleichgesinnte kennenzulernen und Arbeitsnetzwerke zu knüpfen.
Das Programm, Freitag 10. Juni 2022 ab 16:00 Uhr, Münchner Kammerspiele
Impulsvorträge und Diskussionen im Werkraum
Link zur Online-Veranstaltung: https://vimeo.com/event/2168572
Begrüßung und Eröffnung
Maik Romberg – Leiter der Stabsstelle Digitalisierung an den Münchner Kammerspielen
Marcus Lobbes – Direktor der Akademie für Theater und Digitalität
Impulsvortrag Marc Grandmontagne
Marc Grandmontagne – Leiter KULTUREXPERTEN Österreich und freier Kulturberater
Die digitale Transformation ist in aller Munde, auch am Theater. Ob auf, vor oder hinter der Bühne – die Digitalisierung ermöglicht vieles im Alltag: Marketing und Kommunikation finden vermehrt über Social Media statt, in der Verwaltung des Theaters stehen neue digitale Instrumente bereit, die Technik eines Hauses ist längst ein digitalisiertes Wunderwerk und auch die Kunst findet neue Wege durch digitale Möglichkeiten. Und doch: Die Entwicklung verläuft bisweilen zäh und schleppend, Widerstände struktureller, politischer und psychologischer Natur bergen hohes Frustrationspotenzial. Marc Grandmontagne gibt einen subjektiven Einblick in die Situation an den deutschen Theatern und versucht, einige Thesen zur Erklärung in den Raum zu stellen.
Marc Grandmontagne, geboren 1976, hat an den Universitäten von Saarbrücken, Tübingen und Siena (Italien) Jura und Politikwissenschaften studiert. Nach seiner Tätigkeit als parlamentarischer Mitarbeiter im Europäischen Parlament 2006 in Brüssel war er von 2007 bis 2010 als Leiter des Büros der Geschäftsführung der RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas GmbH sowie anschließend als Programmleiter bei der Stiftung Mercator in Essen tätig. Von 2013 bis 2016 war er Geschäftsführer der Kulturpolitischen Gesellschaft e. V. und von 2017 bis 2021 Geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins. Seit 2022 arbeitet Marc Grandmontagne von Wien aus als Personalberater für die KULTUREXPERTEN Dr. Scheytt GmbH und als freier Kulturberater. Er ist zudem Herausgeber der Online-Publikation THEATER.WELTEN (https://www.theaterwelten-online.de/).
Einfach mal machen – wie digitale Transformation gelingen kann
Linnja Naujoks-Auffenberg – InHouse Beraterin für digitale Transformation am Staatstheater Hannover
Warum muss sich Theater digital transformieren? Und wie kann der Wandel gelingen? In meinem Vortrag teile ich meine Gedanken zu diesen Fragen und gebe einen Einblick in die Aktivitäten des Staatstheaters. Ich erzähle was meine Aufgaben als Inhouse Beraterin sind, wie wir die digitale Transformation in Hannover angehen, an welchen Themen wir zurzeit arbeiten und welche Mittel und Methoden uns helfen die Veränderung zu meistern.
Schwerpunkte:
- Die Digitale Transformation bricht sich Bahn oder warum sich das Theater transformieren muss
- Die leibhaftige Mensch-Maschine-Schnittstelle, aus dem Alltag einer Inhouse Beraterin für digitale Transformation
- Wir sitzen alle im gleichen Boot, Handlungsfelder und aktuelle Themen in Hannover
- Tipps & Tricks die helfen, die Veränderung praktisch umzusetzen
Digitale Transformationsprozesse am Theater Dortmund
Nils Corte / Roman Senkl / Samina Mohn – Digitalisierungsexperten am Theater Dortmund
Um die digitalen Transformationsprozesse am Theater Dortmund zu begleiten und zu gestalten entstehen dort derzeit zwei Departements: Digitale Künste und zentrale Medienabteilung.
Während der Fokus der Digitalen Künste auf der Kuratierung wegweisender neuer Technologien liegt, welche in Laboren oder eigenen künstlerischen Produktionen erprobt, evaluiert und spartenübergreifend zur Verfügung gestellt werden, bündelt die Medienabteilung die technischen Bedarfe und Vorhaben, um eine flächendeckende Medieninfrastruktur für das Haus zu realisieren.
Theater 4.0
Wolfgang Hauke – Personalleiter und stellv. Verwaltungsdirektor Theater Erfurt
Vorstellen der inhaltliche Zielstellung der Arbeitsgruppe „Theater 4.0“:
Entwicklung eines Handlungsleitfadens mit integrierten Muster-Blaupausen für die Umsetzung eines Digitalisierungsprozesses im Theater als Orientierungshilfe.
Ziel ist die Unterstützung der Theater beim Aufbau einer Data Warehouse-Lösung.
Aufzeigen der möglichen Handlungsfelder, der theaterspezifischen Besonderheiten und der möglichen Synergieeffekte bei der Umsetzung von „Theater 4.0“.
Schwerpunktthemen:
- Erfassen der Ausgangssituationen an den Theatern.
- Bestimmen der theaterspezifischen Besonderheiten, die erfasst werden müssen.
- Benennen der Synergieeffekte die durch Theater 4.0 im Theater erreicht werden sollen
- Erarbeiten von Verfahrensbeschreibungen für die Arbeitsabläufe und die Verantwortlichkeiten im Digitalisierungsprozess
Digitaler Wandel und Organisationsentwicklung. Chancen der digitalen Transformation.
Maik Romberg – Leiter der Stabsstelle Digitalisierung an den Münchner Kammerspielen
Die digitale Strategie der Münchner Kammerspiele ist nie rein technologiegetrieben, sondern soll immer den Menschen, Kunden und Mitarbeiter ins Zentrum stellen. Die hohe Geschwindigkeit bei der Entwicklung neuer digitaler Technologien macht es erforderlich, die digitale Strategie kontinuierlich zu überprüfen und agil anzupassen. Wie kann dazu der Theaterbetrieb als eine selbstlernende und agile Organisation aufgebaut und ein digitales Mindset, Risikobereitschaft und Fehlerkultur etabliert werden? Wie können die Chancen der digitalen Transformation genutzt werden, um auch den kulturellen Wandel und die Organisationsentwicklung am Theater zu beflügeln?
Im Anschluss an die Impulsvorträge gibt es eine offene Fragen- und Diskussionsrunde.
Moderation: Maik Romberg
19:00 bis 20:00 Uhr: Pause – Suppe, Schnittchen und Getränk
Ab 20:00 Uhr Behind-The-Scenes “Wo du mich findest”
Gruppe Laokoon (Moritz Riesewieck / Cosima Terrasse / Hans Block)
Es besteht für die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, an einem Behind-The-Scenes der Kammerspiel Produktion „Wo du mich findest“ von der Gruppe Laokoon (Moritz Riesewieck, Cosima Terrasse, Hans Block) mit den Macher*innen und Schauspieler*innen teilzunehmen und direkt ins Gespräch zu kommen.
Unter dem Label Laokoon widmet sich die Gruppe künstlerischen und crossmedialen Projekten mit dem thematischen Schwerpunkt Digitalität und Gesellschaft.
22.00 Uhr Spontane Zusatzveranstaltung auf twitch! Late Night Spezial!
good game: Thomas Hauser und Harald Wolff spielen THE STANLEY PARABLE mit Marcus Lobbes.
Hier der Link: https://www.twitch.tv/mkammerspiele
Computerspiele sind die prägende Kunstform unserer Zeit. Thomas Hauser und Harald Wolff laden wechselnde Gäste in die Kammerspiele, mit ihnen Videospiele zu spielen und sich dabei über den God Mode und die Welt auszutauschen. Wir spielen, reden, und riskieren eines (und noch eines und noch eines) unserer sich ständig erneuernden Leben, um uns darüber zu verständigen, was die Spiele, die wir spielen, über die Welt, in der wir leben, aussagen. Denn die Expert*innen des Spielens, das sind: Wir.
Mit The Stanley Parable ist es so: Man kann nur scheitern. Das ist uns bereits vier mal hervorragend gelungen. Wirklich, es war ein Desaster. Und wird damit dem Spiel in jeder Hinsicht gerecht. Heute abend scheitern wir spontan erneut, auf höherem Level – eben verabredet, ziehen wir uns im Anschluss an WO DU MICH FINDEST in unsere Gaming-Hölle zurück und verzweifeln an dem Spiel, von dem man keine Ahnung haben darf, wenn es gelingen soll. Nun, das können wir gut: Keine Ahnung haben. Das kriegen wir hin. Marcus Lobbes, der Direktor der Akademie für Theater und Digitalität, unterstützt uns dabei als Experte, oder, in seinen Worten: „Ich komme gerne und drücke die Knöpfe, die ich drücken soll.“ Wir freuen uns!
Good Game läuft regluär jeden zweiten Donnerstag im Monat auf twitch.
Das Programm, Samstag 11. Juni 2022, von 10:00 bis 16:00 Uhr, Münchner Kammerspiele
Keynote, Workshop und Inszenierung im Glasspitz 12 bis 16 Uhr
12:00 h Marcus Lobbes
Smart Homes, Smart Cities, Smart Theatres – Transformationsprozesse in den Theaterhäusern
13:30 h Maik Romberg
Theater & Agilität – Agiles Arbeiten am Theater
15:00 h Puppentheater Zwickau
Deutsche Balladen – Der Erlkönig von J.W. Goeth “Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?”
Dieser Ritt wird nicht nur für den Vater mit seinem Sohn im Gedicht von J.W. Goethe zu einem emotionalen Wettstreit gegen die Zeit. Auch Sie stehen mittendrin und können die Geschichte in ihrer Intensität und Verzweiflung hautnah mit VR-Brille spüren. Schauen Sie sich in der Welt (der virtuellen Realität) des Erlkönigs ruhig um, vielleicht entkommen Sie ihm!
Spieldauer: 25 Minuten
Open Space im Werkraum 10 bis 16 Uhr
Sowohl die Speaker*innen vom Vortag als auch weitere Theaterschaffende und Digitalexpert*innen stellen von 10.00 bis 16.00 Uhr an einzelnen Infoständen ihre konkreten Digitalisierungsprojekte im Austausch mit den Besucher*innen vor. Hinzu kommen folgende Referent*innen, Themen und Projekte:
future demand
Hannes Tronsberg
Was ist relevant? Woran ist das Publikum interessiert? Warum besuchen sie Vorstellung A, aber nicht B?
Future Demand ermöglicht Theatern diese Fragen mit Software automatisiert zu beantworten. Basierend auf einem konkurrenzlosen Verständnis von Veranstaltungseigenschaften kann es individuelle Präferenzen des Publikums identifizieren und nutzbar machen. Dabei geht es nicht um die Identifizierung von Präferenzen einzelner Besucher:innen sondern grundsätzlichen Trends und sog. Taste Cluster. Drei Anwendungen ermöglichen langfristige Auslastungsprognosen, automatisierte Performance-Marketing-Kampagnen und individuelle Veranstaltungsempfehlungen auf den Websites der Theater.
Theater Erfurt
Juana Olak und Wolfgang Hauke
Theater 4.0
Vorstellen der inhaltliche Zielstellung der Arbeitsgruppe Theater 4.0 anhand von konkreten Beispielen und Projekten.
Stadttheater Gießen
Patrick Schimanski
“Wir sollten reden”
Wir sollten neben „nerdigem“ und abgefahrenen Tools, neben Metaverse und Cloud, neben KI und VR auch über die Tatsache reden, dass auch im Bereich der Digitalisierung Ressourcen verbraucht und verschwendet werden, die Mär von grenzenlosem Wachstums hartnäckig wiederholt wird und Digitalisierung ernsthaft nur gemeinsam mit Nachhaltigkeit gedacht werden kann:
Die mannigfaltigen Prozesse der Digitalisierung sind ohne die ”Große Transformation”, die bevorstehenden globalen Umweltveränderungen und den daraus resultierenden Menschheitsaufgaben nicht zu denken. Es handelt sich hierbei um ein gemeinsames Themenfeld: ein allumfassender Kulturwandel, den es zu gestalten gilt. Beide epochalen Transformationen, die Digitalisierung und der Klimawandel sind als eine gemeinsame Herausforderung zu betrachten. Theater sollten als zentrale Orte im Stadtraum mit gutem Beispiel vorangehen und die Möglichkeiten, welche die Digitalisierung auch im Bereich der Nachhaltigkeit bietet, nutzen und stetig ausbauen. Dazu bedarf es einer interdisziplinären Öffnung und einer Präferenz der “Commons” gegenüber der sich immer mehr ausdiffenzierenden “postdemokratischen” Entwicklungen, welche die Digitalisierung bedauerlicherweise mit sich bringt. Die Idee der “Commons” strebt nach einer Kultur der bewussten Interdependenz und Partizipation. Die enormen Erweiterungen der menschlichen Kommunikation sollten uns Anlass sein, eine bessere Kultur des Miteinander zu entwickeln. Die digitale Gemeinschaft, mit ihren “Open source”-Gedanken und “agilen Methoden”, kann uns auch hier entscheidend weiterbringen. Eine Vernachlässigung dieses Potentials im künstlerischen Raum wäre sträflich. Umso mehr ist die Möglichkeit einer gestalteten Digitalisierung der Theater als Beitrag für eine weiterhin wertebasierte, demokratische Gesellschaft als wertvolle Investition hervorzuheben.
Patrick Schimanski ist Komponist, Musiker und Regisseur. Er inszeniert und komponiert an zahlreichen Stadt- und Staatstheatern sowie in der freien Szene. Zudem ist er als Leiter Digitale Prozesse am Stadttheater Gießen mit den anstehenden digitalen Transformationen betraut, welche in Gießen eng verknüpft mit Nachhaltigkeit und agilen Prozessen entwickelt werden. Als Mitglied des Komponistenkollektivs „48nord“ komponiert und produziert er u.a. Klangkunst für Deutschlandfunk Kultur und Musik für zeitgenössisches Tanztheater.
SCHAUBURG München
Katharina Mayrhofer (künstlerische Projektleitung digital vermitteln) / Marco Klein (Veranstaltungstechniker) / Michael Wladarsch (84 Ghz Projektmanagement App-Entwicklung) / Johannes Killinger (Masterkitchen Programmierer Treff.Burg (Konferenztool) & OSC-Schnittstelle)
Präsentation zweier Pilotprojekte:
TATORT SCHAUBURG (Interaktiver Ermittlungsfall): Wir haben auf Basis von JITSI ein individuelles Konferenztool (TREFF.Schauburg) programmieren lassen und wollen Interessenten mit in den Maschinenraum nehmen. Künstlerische Leitung, Veranstaltungstechnik und Entwickler stellen vor.
EXCALIBURG (APP): Die A/R App ist bereits in der Borstei München zu spielen. Eine Fassung für den Spielort Neuperlach ist in Arbeit. Wir stellen Funktionsweise, Inhalte und Entwicklungsprozess vor.
Münchner Kammerspiele
Harald Wolff (Dramaturgie) / Nico Hemmelmann (Video) / Maik Romberg (Digitalisierung)
Vorstellung einzelner Digitalisierungsprojekte:
- Kunst und Digitales an den Münchner Kammerspielen
- Intranet mit Workflow-Engine und Slack
- Umsetzung eInvoicing und BANF (digitales Bestellwesen)
- Digitales Telefonbuch mittels LowCode Plattform
Puppentheater Zwickau
Sabine Weitzel (Theaterpädagogin / Puppenspielerin) und Dominique Suhr (Direktionsreferentin / Dramaturgin)
360° Virtual Puppetry
Erleben Sie Puppen- und Figurentheater neu – immersiv, emotional, poetisch und vor allem hautnah! Tauchen mit uns in eine (ir)reale Welt ein. Wir denken bekanntes Theaterspiel mit digitaler Innovation neu. Ihr Blickwechsel wird hier auf eine ganz neue Probe gestellt!
Das Puppentheater Zwickau entwickelt zusammen mit seinen Kooperationspartnern, der sächsischen Start-Up- Firma vrendex und der Westsächsischen Hochschule Zwickau, ein Konzept mit zukunftsorientierten Ansätzen, die das Theatererlebnis in einer artificial world immersiv an den Zuschauenden bringt. Deutsche Balladen werden mit 360°-Filmtechnik, in 3D, mit Ambisonic- Raumklang, in einem Zusammenspiel von analog – digital, inszeniert.
Unsere Kantine ist am Samstag für alle Teilnehmer*innen geöffnet.
Extra am Freitag und Samstag im Programm:
The Shire
Luis Krawen
Extra für das Forum kehrt außerdem unsere erschütternde Videoinstallation „The Shire“ zwischen den Bayerischen Theatertagen und der Kunstbiennale Warschau noch einmal zurück in die Gartenlaube bei uns im Kammerspiel-Charlottenhof: die 20minütige begehbare Videoinstallation von Luis Krawen ist während der zwei Tage bei freiem Eintritt ganztägig zu sehen – Krawen untersucht in seiner hellsichtigen Analyse die Verstrickungen von Silicon-Valley-Milliardären wie Peter Thiel und Palmer Lucky, ihre Querverbindungen in die Alt-Right-Szene, und die Verschiebung zentraler sicherheitspolitischer Narrative in Richtung Popkultur. Don´t miss!
Kontakt:
Maik Romberg
Stabsstelle Digitalisierung | Leitung
Tel +49 (0) 89 233 36881
maik.romberg@kammerspiele.de
Münchner Kammerspiele
Falckenbergstr. 2, 80539 München